Unsere Geschichte

Die Vereinsgründung in Ludwigshafen und Schifferstadt

Im Pfälzerwald mit Freunden der Enge der Stuben, Amtszimmer und Fabrikhallen, den steifen Konventionen zu entkommen, aus grauer Städte Mauern die freie Natur zu erleben, dazu in Gruppen organisiert zu reizvollen Zielen zu wandern, das nahm in Ludwigshafen seinen Anfang. Dort waren es eine Anzahl Wanderfreunde leid, immer nur im Odenwald, nicht öfter auch diesseits des Rheins im Pfälzerwald ihre Touren zu unternehmen. Sie spalteten sich vom Odenwald-Club Mannheim ab, verselbstständigten sich und gründeten am 27. November 1902 ihren eigenen Verein.

95 Männer schrieben sich als Gründungsmitglieder ein. Frauen waren nicht darunter. Otto Linck, ein Bahnbeamter, hatte einen Satzungsentwurf ausgearbeitet, leitete die Versammlung, bereitete die ersten Vorstandswahlen vor. Anton Fasig wurde erster, Otto Linck zweiter Vorsitzender, Albert Grimmeisen Schriftführer, Albert Meyer Rechner - ein Mathematiker, zwei Bahnbeamte, ein Kaufmann. Beisitzer wurden der Buchdruckereibesitzer Hameier, der Bankkaufmann Heinrich Kohl, der Postexpeditor Platz. Dazu kam der Wanderausschuss mit sieben weiteren volks- und heimatkundlich versierten Männern. Der unter dem Pseudonym Fritz Claus als kreativer Heimatdichter und Volkskundler bekannt gewordene Dekan Martin Jäger (ab 1909 in Edenkoben) war im Gegensatz zu dem, was man allgemein darüber liest, anfangs noch nicht dabei. Er stieß aber als schöpferisch Gleichgesinnter schon 1903 dazu und förderte als einflussreicher "Sänger des Pfälzerwaldes" die Ziele des Vereins so sehr, dass sein Zweitname durch die Benennung von drei westpfälzischen PWV-Hütten (Bruchmühlbach, Brücken und Münchweiler a .d. Rodalb) in bleibender Erinnerung gehalten worden ist.
Ludwigshafen als Keimzelle! Das Wandern im Pfälzerwald fing immer mit einer Bahnfahrt an.

Die erste des neu gegründeten Pfälzerwald-Vereins führte am 8. Januar 1903 nach Neustadt. Im Schnee wanderten sie vom Hauptbahnhof Neustadt über die Hohe Loog zur Kalmit hinauf, wo damals schon ein erster Turm und ein Pavillon standen. Die Wanderer hatten meist ein frohes Lied auf den Lippen. Man kannte deren Text und Weise von alters her. Dann ging es weiter zum Forsthaus Heldenstein, wo diese – eine reine Männergruppe, wie in einer damaligen Zeitung nachzulesen war - bei des Försters schönem Töchterlein zu Mittag aß. Ob dieser Teil des Zeitungsberichts dazu beigetragen hat? Jedenfalls kamen wenig später auch die Frauen mit.

Einkehr war auch nicht immer. Die Dorfwirtschaften waren oft weitab vom Tourenverlauf und teuer. Eigene Hütten hatten die Wanderer anfangs noch kaum. So lebten die Protagonisten oft aus dem Rucksack, legten an bestimmten Punkten im Waldesinnern Versorgungsdepots an.

Nach der Mittagsrast kam man mit seiner ersten Tour an den Denkmälern vorbei zum Schänzelturm hinauf, nach insgesamt 25 Kilometern und sechs Stunden reiner Gehzeit nach Edenkoben, wo sie im "Löwen" zur Schlussrast mit Ansprachen empfangen wurden. Sie waren gut zu Fuß. Auf Jahre hinaus war keine ihrer Touren kürzer als 20 km. Der Verein umfasste schon damals 680 Mitglieder. Darunter war der Anteil an Eisenbahnern ungewöhnlich hoch. Die Absicht, sich mit Verschönerungsvereinen zu einer gemeinsamen Organisation zusammenzutun, ließ sich nicht verwirklichen. Aber die Eisenbahn unterstützte ihre Sache von Anfang an mit Sonderfahrten und Sonderpreisen. Neue Ortsgruppen bildeten sich rasch: 1903 in Landau, Bergzabern, Dürkheim, Kaiserslautern, Grünstadt, Edenkoben, Kirchheimbolanden, Neustadt. Der zunächst nur örtlich orientierte Pfälzerwald-Verein wurde schon 1903 zum pfalzweit wirkenden Hauptverein erhoben. Aus den Ortsvereinen waren Untergliederungen geworden,  davon die zu diesem Zeitpunkt mit 1400 Mitgliedern größte in Ludwigshafen/Mannheim. Sie schuf sich 1907/08 auf ihrem "Hausberg" Kalmit ihre erste eigene Rasthütte, die erste im Pfälzerwald, die bewirtschaftet war.
 
Die Gründung der Ortsgruppe in Schifferstadt
Auch in Schifferstadt hatte der Wandergedanke gezündet. Am 24. Mai 1910 wurde die Ortsgruppe im ehemaligen Hotel „Zur Rheinpfalz“ gegründet.

Eintragung durch folgende Herren:
Wambsganß (Steuerrevisor), Strobel (Mühlenbesitzer), Schlosser( Postadjunkt), Mack (Betriebsleiter), Schmitt (Bahnsekretär), Scheuer (Werkmeister), Nagel (Kaufmann), Seitz (Bahnsekretär), Jung (Hilfslehrer), Doll (Postadjunkt), Reeb (Bahnbetriebsschlosser), Blickensdörfer (Ziegelei-Inhaber), Geier( Buchdruckerei-Inhaber). Ihnen schlossen sich spontan 49 Wanderfreunde als Mitglieder an.

Die Ortsgruppe wurde vom Hauptverein mit Rechten und Pflichten anerkannt. Gleich von allem Anfang an herrschte rege Tätigkeit in der Ortsgruppe. Dies bezeugen die Eintragungen, welche uns überliefert wurden.

Es wurde gleich zünftig gewandert, Waldwege im Schifferstadter Wald verbessert, angelegt und markiert und 15 schöne Bänke aufgestellt, laut Planskizze, die dem alten Protokollbuch beigeheftet ist.

Leider hat der 1.Weltkrieg hemmend gewirkt. Die Inflation setzte den Wanderungen ein Ende. Die Ortsgruppe jedoch lebte weiter, da Wanderfreund Friedrich Wunder als getreuer Eckehard den Verein weitergeführt hat.

Er übergab 1927 / 1928 die Bücher etc. an junge Kräfte, die dann die Ortsgruppe wieder zum Blühen brachten.

Es war ein frohes Beisammensein und Wandern in der Ortsgruppe.

Wieder ein Krieg - der 2. Weltkrieg - warf 1939 seine Schatten. Wie im 1. Weltkrieg wurden viele Mitglieder zum Militär eingezogen, andere zum Arbeitsdienst beordert. Auch Frauen und Mädchen waren davon nicht ausgenommen und mussten die Heimatfront verstärken. Aufgehört zu bestehen hatte die Ortsgruppe jedoch nicht, wenn auch die Wanderbeteiligung auf ein Minimum zurückging.

Erst das Verbot der Besatzung unterbrach die Wanderungen. Als 1948 Wanderfreund Emil Ohler in Neustadt von der Militärregierung die Erlaubnis zur Weiterführung des Hauptvereins erhielt, eilten Wanderfreund Drexler und K. Mayer nach Neustadt zur Teilnahme für die Ortsgruppe. Wanderfreund A. Müller übernahm die Vorstandschaft.

100 Jahre sind seit der Gründung vergangen. Es wurde viel gewandert und es wird noch viel gewandert werden. Ich bin mir sicher, dass die ersten Wanderungen genau so freudig absolviert wurden wie die von heute.

Allen Mitgliedern, die bis heute der Ortsgruppe ihr Vertrauen schenkten, bitte ich dies auch weiterhin zu tun. Dem gesamten Wanderverband und der Ortsgruppe möge ein gütiger Lenker der Geschicke ein herzliches Einvernehmen und viel Freude bei den Wanderungen schenken, damit die Ideale der Wanderbewegung auch in einer mechanisierten und motorisierten Zeit zum Wohl der Menschen gewahrt bleiben.

An dieser Stelle sei allen – Verstorbenen und Lebenden –die der Ortsgruppe ihre Kraft und guten Dienste zur Verfügung stellen, recht herzlich gedankt.